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Dieter Roth: Blumenstilleben 4
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Dieter Roth: Blumenstilleben 4
Dieter Roth
Blumenstilleben 4
1977
Öl und mixed media auf Papier; gerahmt
56 x 44 cm
Signiert und datiert rechts unten: Dieter Roth 77 Okt
Bezeichnet und nummeriert unten rechts: Blumenstilleben 4
direkt vom Künstler erhalten;
seither Privatbesitz, Wien
Dieter Roth zählt zu den einflussreichsten und interessantesten Künstlern des 20. Jahrhunderts. Sein Werk bewegt sich zwischen Dadaismus, Fluxus, Objekt-Art und Daniel Spoerris Eat-Art und lässt sich doch niemals genau einordnen. Dazu kommt sein unglaubliches Gefühl für die Sprache. Seine Herangehensweise, diese nicht mehr zur Beschreibung eines Gedankens, einer Stimmung oder zur Erzählung einer Begebenheit einzusetzen, sondern die Wörter selbst zum Zweck und Gegenstand eines Gedichts, einer Prosa werden zu lassen, macht ihn auch zu einem der bedeutendsten Vertreter der Konkreten Poesie.
Dieses Grundprinzip, die phonetische und visuelle Dimension der Sprache als Stilmittel einzusetzen, wird im "Blumenstilleben" – 1977 im Jahr von Dieter Roths zweiter äußerst erfolgreicher Teilnahme an der documenta in Kassel entstanden – gleichsam in die bildnerische Kunst übertragen. Die Tuben, aus denen der Künstler die Farbe für seine Malerei gequetscht hat, werden nun selbst zum Teil derselben. Stellt sich in Dieter Roths Dichtungen die Sprache selbst dar, so sind es hier die Malmittel, die plötzlich selbst zur Malerei werden.
Die leergepressten Farbtuben ergeben in Kombination mit pastosen Farbstrichen und -flecken in Grüntönen und in Gelb im Bildzentrum einen fiktiven Blumenstrauß.
Das ist ein philosophischer Kunstgriff vom Feinsten. In der Malerei kann man die Natur nur nachahmen und Generationen von Künstlern haben versucht, das mit größter Meisterschaft möglichst täuschend naturecht zu erreichen. Das versucht Dieter Roth in diesem "Mal-Mischmasch" (Robert Fleck, Rainer. Roth. Hier Distans, Hamburg 2008, S. 122) erst gar nicht. Er verschleiert den Akt des Malens nicht, im Gegenteil er macht diesen selbst zum Gegenstand seines Bildes und nennt das Ganze "Blumensstilleben", obwohl hier keine Blumen zu sehen sind. Nur die Farbigkeit lässt Assoziationen aufkommen. Wir können nicht umhin an grüne Blätter und Stängel zu denken und an gelbe Blütenstempel, unser angelerntes Wissen spielt uns einen Streich. Denn obgleich wir die Formen der Farbtuben und ihrer losen Schraubverschlüsse erkennen, können wir uns, durch den Bildtitel des Künstlers in die Irre geleitet, nicht von der von ihm intendierten Assoziation lösen. Und gleichzeitig beginnen wir an dem zu zweifeln, was wir sehen.
(Sophie Cieslar)
Dieter Roth
Blumenstilleben 4
1977
oil and mixed media on paper; framed
56 x 44 cm
signed and dated on the lower right: Dieter Roth 77 Okt inscribed and numbered on the lower right: Blumenstilleben 4
acquired directly from the artist; since then, private property, Vienna
Blumenstilleben 4
1977
Öl und mixed media auf Papier; gerahmt
56 x 44 cm
Signiert und datiert rechts unten: Dieter Roth 77 Okt
Bezeichnet und nummeriert unten rechts: Blumenstilleben 4
direkt vom Künstler erhalten;
seither Privatbesitz, Wien
Dieter Roth zählt zu den einflussreichsten und interessantesten Künstlern des 20. Jahrhunderts. Sein Werk bewegt sich zwischen Dadaismus, Fluxus, Objekt-Art und Daniel Spoerris Eat-Art und lässt sich doch niemals genau einordnen. Dazu kommt sein unglaubliches Gefühl für die Sprache. Seine Herangehensweise, diese nicht mehr zur Beschreibung eines Gedankens, einer Stimmung oder zur Erzählung einer Begebenheit einzusetzen, sondern die Wörter selbst zum Zweck und Gegenstand eines Gedichts, einer Prosa werden zu lassen, macht ihn auch zu einem der bedeutendsten Vertreter der Konkreten Poesie.
Dieses Grundprinzip, die phonetische und visuelle Dimension der Sprache als Stilmittel einzusetzen, wird im "Blumenstilleben" – 1977 im Jahr von Dieter Roths zweiter äußerst erfolgreicher Teilnahme an der documenta in Kassel entstanden – gleichsam in die bildnerische Kunst übertragen. Die Tuben, aus denen der Künstler die Farbe für seine Malerei gequetscht hat, werden nun selbst zum Teil derselben. Stellt sich in Dieter Roths Dichtungen die Sprache selbst dar, so sind es hier die Malmittel, die plötzlich selbst zur Malerei werden.
Die leergepressten Farbtuben ergeben in Kombination mit pastosen Farbstrichen und -flecken in Grüntönen und in Gelb im Bildzentrum einen fiktiven Blumenstrauß.
Das ist ein philosophischer Kunstgriff vom Feinsten. In der Malerei kann man die Natur nur nachahmen und Generationen von Künstlern haben versucht, das mit größter Meisterschaft möglichst täuschend naturecht zu erreichen. Das versucht Dieter Roth in diesem "Mal-Mischmasch" (Robert Fleck, Rainer. Roth. Hier Distans, Hamburg 2008, S. 122) erst gar nicht. Er verschleiert den Akt des Malens nicht, im Gegenteil er macht diesen selbst zum Gegenstand seines Bildes und nennt das Ganze "Blumensstilleben", obwohl hier keine Blumen zu sehen sind. Nur die Farbigkeit lässt Assoziationen aufkommen. Wir können nicht umhin an grüne Blätter und Stängel zu denken und an gelbe Blütenstempel, unser angelerntes Wissen spielt uns einen Streich. Denn obgleich wir die Formen der Farbtuben und ihrer losen Schraubverschlüsse erkennen, können wir uns, durch den Bildtitel des Künstlers in die Irre geleitet, nicht von der von ihm intendierten Assoziation lösen. Und gleichzeitig beginnen wir an dem zu zweifeln, was wir sehen.
(Sophie Cieslar)
Blumenstilleben 4
1977
oil and mixed media on paper; framed
56 x 44 cm
signed and dated on the lower right: Dieter Roth 77 Okt inscribed and numbered on the lower right: Blumenstilleben 4
acquired directly from the artist; since then, private property, Vienna